Hybrides Arbeiten – zwischen Inselgezeiten und Großstadtpulsschlag
„Urte, wie bekommst du das eigentlich hin?“
Diese Frage höre ich oft. Mal arbeite ich auf Langeoog, mal in Hamburg. Für Außenstehende wirkt das wie ein organisatorischer Drahtseilakt – für mich fühlt es sich allerdings fast selbstverständlich an. Vielleicht, weil ich als Inselkind früh gelernt habe, dass sich unser Alltag ohnehin nach Rhythmen richtet, die größer sind als wir selbst: nach Gezeiten, nach Jahreszeiten, nach den wechselnden Anforderungen der Saison.
Und vielleicht auch, weil ich schon als Internatlerin drei Jahre lang jede Woche meine Tasche packen musste – und später auch während meines dualen Studiums regelmäßig pendelte. Dieses ständige Hin und Her hat mich geprägt. Organisation fällt mir leicht, vermutlich weil sie schon immer ein Teil meines Lebens war. Dazu kommt: Ich bin dankbar für Unterstützung, zum Beispiel bei der Pferdeversorgung. Ohne dieses Netzwerk wäre hybrides Arbeiten nur halb so entspannt.
Ein Wert, der sich durch mein Leben zieht, ist Freiheit: die Freiheit, selbst zu entscheiden, wo und wie ich arbeite, und das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass es mich stärkt. Dieser Gedanke prägt auch meine Coaching-Arbeit: Menschen zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Organisation und Routinen als Schlüssel – und die Rolle der Selbstfürsorge
Auch wenn Freiheit ein wichtiger Wert für mich ist, bedeutet das nicht, völlig strukturlos zu leben. Im Gegenteil: Damit Freiheit sich gut anfühlt, brauche ich Routinen, die mir Stabilität geben – egal, ob ich gerade auf der Insel oder in der Stadt bin.
Für mich ist das gelebte Selbstfürsorge – und genau hier berührt sich mein Alltag mit meinem Coaching. Denn oft sind es nicht die großen Veränderungen, die uns weiterbringen, sondern die kleinen Gewohnheiten, die uns Kraft geben.
Wenn ich zuhause auf Langeoog arbeite, beginnt mein Tag fast immer mit Bewegung. Meistens bringe ich Stuti zuerst auf die Weide. Dieser kurze Moment draußen – Salzluft, morgendliches Licht, das Hufgeklapper – erdet mich sofort. Danach geht es mit einem Kaffee ins aufgeräumte Arbeitszimmer. Ordnung im Raum bedeutet für mich Ruhe im Kopf.
Wenn es Wetter und Terminkalender zulassen, verbringe ich meine Mittagspause draußen. Das ist einer der größten Vorteile des Insellebens: einmal tief durchatmen, frische Luft, Weite. Und abends bin ich meistens wieder beim Pferd. Das hilft nicht nur meinem Kopf, sondern auch meinem täglichen Schrittziel von 10.000 Schritten – ein Ziel, das ich am Schreibtisch sonst schnell vergessen würde.
Bewegung als Gegengewicht
Mehrmals die Woche geht es nach Möglichkeit zusätzlich ins Fitnessstudio. Auf der Insel hat das Studio allerdings nur von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Auch hier heißt es also: planen. Termine sortieren, Puffer einbauen, Prioritäten setzen. Ein Hoch auf flexible Arbeitszeiten.
Der körperliche Ausgleich tut so unglaublich gut. Gerade, wenn man viele Stunden am Computer verbringt, merkt man, wie wertvoll jedes bisschen Bewegung ist. Besonders zur Ruhe komme ich beim Yoga – dort kann mein Nervensystem wirklich herunterfahren.
Mein persönlicher Rhythmus
Zwischen Hamburg und Langeoog zu arbeiten klingt manchmal so, als würde ich in zwei völlig unterschiedlichen Welten leben. Und vielleicht stimmt das sogar. Aber genau das mag ich daran. Der Kontrast tut gut: das geschäftige Tempo der Stadt und die entschleunigende Ruhe der Insel. Der Puls und die Gezeiten. Es erinnert mich immer wieder daran, aus beiden Welten das zu nehmen, was mir guttut.
Und genau darin liegt für mich Freiheit:
zu wählen, wo ich bin, wie ich arbeite und welche Umgebung mich stärkt.
Diese Haltung zieht sich auch durch meine Coaching-Arbeit: Menschen dabei begleiten, ihren eigenen Rhythmus zu finden – nicht den, den andere erwarten. Sondern den, der sich für sie stimmig anfühlt.
Hybrides Arbeiten ist für mich deshalb kein Trend, sondern ein natürlicher Lebensentwurf – gewachsen aus meiner Geschichte, meinem Umfeld und meinem inneren Bedürfnis nach einem freien, selbstbestimmten Rhythmus.