Ein Erfahrungsbericht zum Coachingretreat „MEERZEIT für dich“ von Annika Hüve, Oldenburg.

Die salzige Gischt schlägt auf die Wangen, Möwen kreischen, peitschender Wellengang – die raue Nordsee sagt „Moin Moin“. Gut, ich muss gestehen, meine MEERZEIT begann ein wenig ruhiger, als in dieser doch sehr romanhaften Vorstellung des Meeres. Aber mindestens genauso schön: An einem wunderbar sonnigen, entspannten und windstillen Freitagnachmittag (also nichts mit Gischt im Gesicht) bringt mich die kleine Fähre von Bensersiel auf die Nordseeinsel Langeoog. Schon beim Betreten des Schiffes nahm ich mir vor – JETZT beginnt dein Wochenende, dein Retreat, deine Meerzeit. Ich habe das Wochenende ganz bewusst für MICH gebucht, raus aus dem stressigen Alltag, rein in die Entspannung, in die Zeit für mich, ins Reflektieren, in die Reise in mein Innerstes.

Und ich gebe zu, es war meine allererste Coaching-Retreat-Erfahrung. Mit dem Gedanken gespielt hatte ich schon lange, aber wie es eben immer so kommt im Leben – wann nimmt man sich schon einmal bewusst nur Zeit für sich? Eben – nie. Und warum eigentlich? Schließlich ist man doch eigentlich sich selbst der beste Freund oder die beste Freundin, oder sollte das jedenfalls sein. Das Meer habe ich schon immer geliebt, immerhin wohne ich gar nicht so weit entfernt, aber auf Langeoog war ich noch nie. Und – Spoileralarm – ich habe mich in diese kleine, wunderbare Insel verliebt.

Schon in der ersten Coaching-Session am Freitagabend wurde es emotional – und das auch zurecht. Jede oder jeder trägt nun einmal sein eigenes Päckchen, welches mehr oder weniger schwer ist. Und alle umtreibt etwas anderes, ein anderer Beweggrund, ein anderer Fokus, und genau das hat es so wertvoll gemacht. Auf der Suche nach den wichtigen Fragen, bin ich genug, was kann ich ändern, soll ich überhaupt etwas ändern, wer bin ich, wie bin ich – wuchsen wir als Gruppe direkt zusammen. Die beiden wunderbaren Coaches Urte und Martina gaben einem von Beginn an das Gefühl: „Hier darfst du sein, wie du bist.“ Innerhalb dieses geschützten Raumes fiel es leicht, von sich zu erzählen, von schönen Dingen aber auch eben von den nicht so schönen. Und alles war genau so in Ordnung. Mit Denkanstößen, wunderbaren Begegnungen und Spannung auf den nächsten Tag, wurden wir in den noch jungen Abend entlassen – jede für sich und doch zusammen. Die Stunden alleine im Strandkorb beim Sonnenuntergang und einem guten Krimi habe ich sehr genossen. Dieses „Alleinsein“ bin ich nicht gewohnt, umso schöner war es, diesen Zustand auch aushalten zu müssen.

Am Samstag kam es nun zu meinem großen Showdown – dem pferdegestützten Coaching. Ich habe durchaus großen Respekt vor Pferden, ich war nie ein Pferdemädchen, hatte nie eine Affinität – schätze aber die Ruhe der großen, majestätischen Tiere. Dieses Coaching lockte mich bewusst aus meiner Komfortzone. Ich wusste ja schließlich, worauf ich mich einlasse. Und ja – es war nicht nur mein Showdown. Sondern das Highlight des Wochenendes für die gesamte Gruppe. Auf der Reise zu sich selbst unterstützen die Pferde auf eine Art und Weise, die ich nicht für möglich gehalten habe. Ein wahnsinniges Gespür für menschliche Emotionen, Nähe, Wärme, Gelassenheit und Geborgenheit – die Tiere spiegelten die Situationen und gaben den einzelnen Teilnehmerinnen immer genau das, was sie gerade brauchten. In Beobachtung, Feedback, Reflektion, Emotion leiteten uns Urte und Martina durch das pferdegestützte Coaching, unterstützen in der Zielfindung, gaben Denkanstöße und Impulse immer genau an den richtigen Stellen, ließen aber auch die Situationen einfach geschehen, wenn es keiner äußere Lenkung bedurfte.

Genau das war es. An diesem Punkt. Meerzeit für MICH. Ich und zwei Pferde, auf einer Nordseeinsel, alleine auf einer Koppel, ohne ein bestimmtes to do, ich kann einfach nur sein. Ich sein. Wer ich bin. Niemand sagt mir, was richtig oder falsch ist. Ich kann mich reflektieren, was genau suche ich eigentlich? Suche ich überhaupt? Darf ich so sein, wie ich bin? In der Reflektion mit der Gruppe gab es Feedback. Wertschätzend, wohlwollend, unterstützend, ohne dass Dinge aus der eigenen Vergangenheit vor allen unbedingt beim Namen genannt werden mussten. Das tat gut. Ebenso die wie die Feedbackrunde am Sonntag, eine wohlige Umarmung, ein Balsam für die Seele, welches sich wie eine leicht salzig schmeckende Brise um den Körper hüllte.

Danke an die gesamte Gruppe und natürlich vor allem an Urte und Martina, für dieses wunderbare Wochenende, für alle Erkenntnisse, alle beantworteten Fragen, alle offenen Impulse und alle wertvollen Momente, die wir miteinander teilen durften. Vielleicht bin ich jetzt doch ein Pferdemädchen.