Lockdown auf Langeoog – „Viel Zeit für Reflexion“
Zwischen Hoffnung und Bangen, Genuss und Existenzangst. Nach 11 Jahren Großstadt entschied ich mich im Dezember 2019 meinen Lebensmittelpunkt wieder ganz auf die Insel zu verlegen und mit meiner Selbstständigkeit als Business Coach durchzustarten. Alle warnten mich vor meinem gewählten Zeitpunkt, dem langen einsamen Winter – da hatte noch niemand eine Idee, wie lang „der Winter“ aufgrund von Corona wirklich werden würde… Nach einer anfänglichen Schockstarre, einem Aktionismus in Sachen Aufräumen, kam schnell die Akzeptanz: ich wollte das Beste aus der Zeit der Zwangsentschleunigung machen. Dankbarkeit war mein Schlüssel zum Glück! Wann werde ich die wunderschöne Natur und Stille der Insel bei bestem Wetter nur unter Insulanern nochmal erleben? Wann werde ich noch mal so viel Zeit mit meinen Eltern haben? Ich entwickelte Routinen: so ging es jeden Tag mindestens einmal an den Strand, ich arbeitete meine To-Do-Liste ab, unterstützte meine Eltern bei einigen Projekten und sonntags wurde leckeres Mittagessen auf die Sonnenterrasse unserer Ferienwohnungen geliefert. Einziger Wermutstropfen – wir konnten diese besondere und unsichere Zeit nicht mit unseren Liebsten teilen. Noch nie habe ich meine Geschwister und deren Familien so lange nicht gesehen – so installierten wir schnell regelmäßige Videokonferenzen. Und jeden Tag beschäftigte uns alle die Frage, wann wir uns wiedersehen und wann unsere Gäste und meine Kunden wohl wieder anreisen dürfen. Das Telefon stand nicht still. Viele Fragen, auf die wir noch keine Antworten hatten. Am Anfang des Lockdowns habe ich die Ruhe, die Natur und den einmaligen Sternenhimmel sehr genossen – ich bin wieder zuhause angekommen: im Heimathafen! Doch es fehlte etwas Entscheidendes – unsere Gäste! Meine Co-Coaches, die Pferde, vermissten Sie ebenfalls und wollten beschäftigt und gepflegt werden. Ja und meine Buchungen waren mit einem Mal für 2 Monate weg und mein Lebenstraum begann zu wackeln. Doch als Insulanerin weiß man, dass eine ruhige See noch nie einen erfahrenen Seemann gemacht hat. Ich bin dankbar, dass ich gelernt habe bodenständig zu leben und mich flexibel in neue Situationen begeben kann. Voller Zuversicht schaue ich nach vorne, wünsche uns allen, dass wir gesund bleiben und dass wir unser wunderschönes Eiland mit vielen dankbaren Gästen teilen können!