Tausche Flat White gegen Ostfriesentee, die Miles & More gegen die LangeoogCard, die Pumps gegen Regenstiefel, die Alster gegen die Nordsee, den Stadtpark gegen das Wäldchen, die HVV Card gegen das Fahrrad… Von der Großstadt Hamburg mit 1,8 Millionen Einwohnern hat es mich im Dezember 2019 wieder auf meine Heimatinsel mit 1.800 Einwohnern gezogen.

Seit meinem Umzug nach Langeoog vor einem Jahr werde ich oft gefragt, wie das Inselleben so ist. In meiner persönlichen Reflexion lasse ich euch – wie gewohnt – sehr offen an meinen Gedanken teilhaben. Wie alles im Leben hat die Münze zwei Seiten. 😊

Ich lebe unglaublich gerne auf dem Eiland. Ich genieße unsere wunderschöne Natur, den Blick in die Weite und die Nähe der Familie. Meine gemütliche Wohnung auf dem Reiterhof ermöglicht mir ein Leben mit den Pferden und im Einklang mit der Natur. Jeden Morgen freue ich mich über den Sonnenaufgang am Schniederdamm. Und Sonnenuntergänge sind meine absolute Lieblingsfarbe – es gibt nichts Schöneres, als mit Herzensmenschen im Strandkorb bei einem Glas Wein die Sonne zu beobachten. Ich erlebe die Natur unglaublich achtsam und jeder Strandspaziergang, jeder Seehund und jedes Reh ist für mich besonders. Ich liebe die kurzen Wege – alles ist per Fahrrad oder zu Fuß erreichbar und somit bewege ich mich auch immer an der frischen Luft. Was ich besonders schätze, ist die Balance aus Arbeit am Schreibtisch und die Bewegung in der Natur – meine Schlafqualität hat sich hierdurch enorm verbessert. Und wann war ich eigentlich das letzte Mal krank?

Einen großen Einschnitt gab es in mein Kommunikationsverhalten, da ich früher v.a. die Zeit in Verkehrsmitteln genutzt habe, um meine Nachrichten und Telefonate zu beantworten. In der Arbeit mit den Zwei- und Vierbeinern komme ich oft erst abends dazu meine Nachrichten zu lesen – somit ist meine Bildschirmzeit signifikant gesunken. Dies ist v.a. für meine Freunde eine Umgewöhnung gewesen -zumal Sprachnachrichten im Wind nicht so gut zu entschlüsseln sind. 😊  

Meine hippe Fitness-Boutique aus der Stadt habe ich durch den Strand ersetzt und mein Kleidungsstil ist Wind und Wetter angepasst – die schicken Pumps kommen nur zu seltenen Anlässen aus dem Schuhschrank – bei den Pferden & Alpakas sind es auch durchaus mal die Gummistiefel. 😊 Und was ich wirklich zelebriere sind ostfriesische Teezeremonien mit Kluntje & Wölkje – am liebsten ganz gemütlich mit der Familie. Und ja, auf jeden Fall mit dem besonderen ostfriesischen Teegeschirr. Das Wetter auf der Insel ist mit 1.500 Sonnenstunden im Jahr besonders – die Wetter-App, die hier zutreffende Voraussagen trifft, muss noch erfunden werden. Also bevor es zum Kleiderschrank geht, schaue ich aus dem Fenster. 😊 Das norddeutsche „Moin“ lebe ich und das mehrheitliche Miteinander schätze ich sehr – zu meinem Freundeskreis darf ich sehr aufgeschlossene und kreative Unternehmer/innen zählen. Und ich freue mich besonders, dass ich sehr oft Besuch von Freunden/Freundinnen oder auch meinen Coaching-Kollegen*innen habe. Für mein Gefühl pflege ich weniger, aber sehr tiefe Verbindungen, die ich besonders schätze.

Ich bin glücklich mit meiner Insel-Entscheidung – auch, wenn Corona meine Selbstständigkeit und Reise-Freiheit stark herausgefordert hat bzw. herausfordert. Insgesamt ist das Inselleben ein Lebenskonzept, in dem das Runterfahren und die Reduktion auf das Wesentliche bereits integriert ist, obwohl ich in der Sommersaison definitiv sehr viel mehr als in Hamburg arbeite. Die Hansestadt wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, denn durch diese Zeit darf ich meine Toleranz und Weltoffenheit auf der Insel in einer gewissen Gelassenheit leben. Und dennoch freue ich mich schon sehr, wenn ich wieder in die Perle reisen kann, um einige Freunde/Freundinnen zu besuchen und um leckeres Sushi zu genießen – solange mag ich mein Backfischbrötchen und Nordseescholle. 😊